Hintergrundinformationen zur „alten Brauerei“
Geschichte
Engländer an der Mosel
Die ersten Touristen kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts – voll romantischer Begeisterung – an die Mosel. Vor allem englische Maler, welche die Schönheit des Moseltales zeichneten, sowie begeisternde Reiseschilderungen warenSchrittmacher für den zunehmenden Moseltourismus.
Brauerei im Weingebiet
Die reisefreudigen Briten weckten schnell die Bedürfnisse nach englischen Genussmitteln auf dem europäischen Festland. Jedoch schlugen die hohen Einfuhrzölle und die zusätzlichen Frachtkosten stark zu Buche. Vermutlich begann daher 1852 ein englischer Privatmann im ehemaligen Abtei-Zehnthof in Mesenich mit dem Brauen von Bier nach englischer Art. Es gab „Porter” und „Ale”.
Schon nach kurzer Zeit wurden die vorhandenen Gebäude zu eng und so wurde 1854 mit neuen Teilhabern auf dem gegenüberliegenden Ufer ein stattliches Brauerei- und Lagergebäude errichtet. Die Produktionsmenge stieg rasch an und füllte die großen Lagerräume. Das Bier wurde in der Großregion Trier/Koblenz konsumiert und auch Bestellungen aus Indien und Australien lagen vor.
Katastrophen
Das schnelle Wachstum der Brauerei zog weitere Engländer -Familienmitglieder, Hausbedienstete und Brauereiarbeiter – an. Doch nach einigen Unglücksfällen innerhalb kürzester Zeit – drei Kinder ertranken; der Braumeister starb nach einem Sturz – kamen auch Absatzschwierigkeiten und dadurch verursachte finanzielle Engpässe hinzu. Bereits 1858 stand das prägnante Brauereigebäude zum ersten Mal leer.

Kellereibetrieb 1898

Phototitel: Raddampfer „Eltz” in den 1920er Jahren vor der ehemaligen Brauerei
Vielfältige Nutzungen
Danach versuchten es neue Investoren mit dem Brauen von bayrischem Bier. 1882 kaufte ein Bonner Weinhändler den Gebäudekomplex und nutzte ihn als Zwischenlager und Umschlagplatz. Doch auch vielfältige andere Nutzungsvarianten (z.B. zur Tierzucht, als Seilerei, Unterkunftsgebäude, Jagdhotel, Materiallager und als Straußwirtschaft) waren nicht von sehr langer Dauer. Gerüchte über eine Falschmünzerei, über Schwarzschlachtungen und andere dunkle Machenschaften machten die Runde.
Niemand konnte richtig Fuß fassen. Es schien als sei die Stätte verwunschen und verflucht!
Leerstand und Niedergang
Nach dem Auszug der letzten Bewohner (Fam. Beck) Anfang der 1950er Jahre begann der endgültige Niedergang der einst prachtvollen Gebäude.
Nur Landstreicher fanden noch Unterschlupf. Raubbau durch Demontagen von verwertbarem Baumaterial über Jahrzehnte und die stete Rückeroberung durch die Natur hinterließen eine Ruine ähnlich einer Geisterburg.
Nur Ratten und Fledermäuse blieben – das Ende einer langen Odyssee!

Die neue englische Brauerei in Mesenich an der Mosel. Anzeige im Frankfurter Journal vom 7. März. 1853
Chronik
1852
Brauantrag durch Joseph Heathcote Brooks (+ 1855 in Mesenich)
1854
Neubau der Brauerei auf der anderen Moselseite (heutige Ruine)
1858
Betrieb der englischen Brauerei wurde eingestellt
1860
Versteigerung der Brauerei durch Notar Laymann zu Coblenz; Erwerb durch das Handlungshaus Steinert und Aichmann zu Coeln
1863
Fallimente (Bankrott) des Johann Wilhelm Münch, Bierbrauer und Handelsmann auf der Brauerei
1864
Gründung einer bayrischen Brauerei durch die Handelsgesellschaft Back, Bremm u. Brag u. Com. aus Zell
1870er
Unterkunft für Bauarbeiter während des Baus der Moselbahn (Eisenbahntunnel Cochem-Eller)
1882
Verkauf an den Weinhändler Josef Poppelreuter aus Bonn
1890er
Umnutzung zu einer Sommerfrische bzw. Jagdschlösschen scheitert
um 1900
Wein-Kellereibetrieb von August Bastgen (aus Neumagen)
1913
Betrieb eines Hühnerhofs (Enten, Gänse) und einer Schweinezucht
1914
Verkauf an eine Frankfurter Familie Rosenzweig
1915
Brauerei steht leer
ab 1918
Nutzung als Materiallager nach dem I. Weltkrieg durch amerikanischen Besatzungstruppen
1930er
Betrieb einer Straußwirtschaft mit Tanz durch Familie Beck
1950er
Letzte Bewohner verlassen die ehemaligen Brauereigebäude
seit 1980
Häufiger Eigentumswechsel durch Vererbung, Versteigerung und Verkauf